Rüdiger Oppermann
Die entfesselte Harfe
»Die Harfe ist meine Stimme«, sagt Rüdiger Oppermann. Und seit den frühen 1970er Jahren hat er mit dieser Stimme die Herzen eines internationalen Publikums gewonnen. Damals war die Zeit des großen Folk-Revivals in Deutschland, durch das eine ganze Generation junger Musiker die europäische Folklore wiederentdeckte. Oppermann profilierte sich in dieser Bewegung bald als einer der wichtigsten Interpreten auf der keltischen Harfe. Doch sein Interesse erschöpfte sich nicht an der Musik mittelalterlicher Minnesänger und Barden aus den »Harfenländern« Irland, Frankreich und Deutschland. Sein Drang nach neuen Klängen und seine Beschäftigung mit außereuropäischen Kulturen führten ihn schon bald in andere musikalische Gefilde.
Zunächst musste er die Harfe von ihren konstruktionsbedingten Beschränkungen befreien, um sie so aus dem Schattendasein ihrer traditionellen Begleitfunktion erlösen zu können. Konsequenterweise erlernte er alsbald das Handwerk des Harfenbauers. Er konstruierte eine spezielle Mechanik für die Stahlsaitenharfe, mit deren Hilfe sich Töne stärker modulieren und formen (beispielsweise »ziehen«) lassen. Seine Elektroharfe schließlich ermöglicht ein viel stärkeres Gewichten einzelner Töne und Melodielinien und eröffnet ein völlig neues Klangspektrum.
Andere musikalische Gefilde lernte Oppermann auf ausgedehnten Reisen durch Afrika, Indien, Asien und Amerika kennen, wo er die verschiedenen Formen ethnischer Harfenmusik studierte. Seine »Klang-Welten-Festivals« sowie die Vorlesungen und zahlreichen Konzerte zeugten stets von seinem Engagement für die Musik fremder Kulturen.